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Repair and share #3 Saeco Minuto heizt nicht mehr

Repair and share #3 Saeco Minuto heizt nicht mehr

Die Vorgeschichte:

Diese Woche kam mein Arbeitskollege Michael zu mir und hat mir von seiner defekten Kaffeemaschine erzählt. Sie ließ sich ganz normal einschalten und zeige danach nur noch das Symbol für das Aufheizen des Wassers an, weiters passierte nichts mehr. Darauf hin hat er sie zu einem Service-Shop für Küchengeräte gebracht und für die Diagnose eine Pauschale von 38 Euro bezahlt (warum das so wichtig ist erzähle ich euch zum Schluss). Der Techniker hat die Maschine zerlegt und diagnostiziert das die Steuerplatine kaputt ist. Eine neue Platine sollte mit Einbau 190€ kosten . Die Ersatzplatine  kostet 89€ im Internet, inklusive der Arbeitszeit halte ich den Preis doch für gerechtfertigt. Weil Michi das für eine 5 Jahre alte Kaffeemaschine zu viel war hat er mich dann gebeten ob ich mir das mal anschauen kann…..

Die Reparatur:

Öffnen musste ich die Maschine selber nicht mehr, da der Techniker sie bei dem Pauschalpreis nicht mehr zusammenbauen wollten. Da ich kein Kaffeemaschinentechniker bin und ich der Annahme war, dass der Techniker vor mir wusste was er tat habe ich mich auf die Suche nach der Ursache des Problems gemacht. Als erstes hab ich den Innenwiderstand und den Isolationswiderstand der Heizung überprüft, war o.k. .Danach kamen die beiden Thermosicherungen am Boiler dran die ebenfalls in Ordnung waren, ebenso wie der Temperaturfühler für die Regelung. Im Anschluss habe ich die Platine demontiert, die Sicherungen überprüfte (die auch ganz waren, sonst wäre es ja zu einfach gewesen) und mir die Ansteuerung für die Heizung angesehen. Befeuert wird der Heizstab über den Triac am Kühlkörper , einem B12-600CW.

Zum Testen habe ich den dann ausgelötet. Das Labornetzteil habe ich auch 5V und die Strombegrenzung auf 1A eingestellt, der Minus vom Netzteil kam auf A1 und der Plus auf A2 . Um den Triac zu zünden habe ich A2 dann kurz mit dem Gate verbunden und siehe da, das Netzteil läuft in die Strombegrenzung, was die Zündung vom Triac bestätigte. Ich weiß ,das dies eine nicht grad feine Methode ist die Funktion zu testen, aber es war die schnellste. Das Ergebnis war gut für den B12-600CW aber schlecht für mich. Nun habe ich die Leiterbahnen für die Gate Ansteuerung weiter verfolgt. Diese endeten an einem SMD Käfer mit 4 Anschlüssen, welcher sich als optisch gekoppelter Triac-Treiber entpuppte. Die Sendediode habe ich mit dem Diodentester überprüft, 1,26V also leider auch ok. Das gleiche Spiel erfolgte dann bei dem Transistor der den Treiber ansteuert, Ergebnis o.k. . Nun wurde sie Sache eng, weil das nächste Bauteil schon der Controller war. Die letzte Chance sah in in der Ausgangsstufe des Treibers. Also flux den gelben SMD Käfer ausgelötet und eine Testschaltung mit einer Led am Ausgang zusammengezimmert. Blöderweise erwies sich auch der Treiber als voll funktionsfähig. Das der Controller einen defekten Ausgang hatte war bei der Menge an Schutzbeschaltung fast ausgeschlossen. Ich hab dann die allwissende Müllhalde befragt und bin dabei auf ein YouTube-Video gestoßen in dem der Testmodus erklärt wurde. Also eines muss man Saeco zu gute halten, da hat sich wer ganz viel Gedanken bei der Entwicklung gemacht. In dem Testmodus (Netzschalter ausschalten, Taste „Espresso“ & „Clean“ gedrückt halten und dann einschalten) kann man alle Sensoren und Aktoren kontrollieren und testen, egal ob Durchflussmesser, Pumpe, Mahlwerk, Brühgruppe, Magnetventil …. und auch die Heizung. Allerdings muss man bei der Vorsichtig sein und darf sie nur kurz einschalten. Ihr könnt euch ja nun denken das die Heizung im Testmodus einwandfrei funktionierte.

Nun stellte sich die Frage warum die Kröte im Automatikbetrieb ihren Dienst nicht verrichten wollte. Nach weiteren Recherchen fand ich raus das die Software sich gelegentlich mal aufhängt wenn die Maschine entkalkt werden sollte. Um das zu beheben gibt es den „Steamout“ Befehl, bei dessen Ausführung  sich die Heizung aktiviert und das im Boiler verbliebene Wasser durch die Milchschaumdüse  als Dampf ausgeblasen wird. Dabei wird anscheinend auch ein Teil des Speichers geleert und einige Einstellungen werden zurück gesetzt. Zu diesem Befehl kommt man in dem man die Taste „Coffee“ und „Clean“ gedrückt hält und den Netzschalter einschaltet.  Und siehe da, nach einem Neustart arbeitete die Maschine wieder wie gewohnt.

Fazit:

Es ist immer wieder schön wenn man etwas wieder zum Funktionieren bekommt. Der Fall beweist wieder das die Probleme oft auch in der Software zu finden sind. Was die 38 Euro angeht die ich anfangs erwähnt habe so muss man diese nicht bezahlen wenn man das Gerät dort lässt, auch wenn man die Maschine nicht Reparieren lässt. Meiner Meinung nach war das wahre Problem dem Techniker bekannt und sie hätten die Maschine, nachdem sie dort gelassen worden wäre, wieder instand gesetzt und sie second Hand weiter verkauft oder nur deren Teile …. Übrigen hat die Frau von Michael einen Termin beim Chef dieser Firma und wir wissen ja alle was einem Blüht wenn sich eine Frau verarscht vorkommt ….

 

Links:

YouTube-Video zum Testmodus

„Steamout“ Befehl im Maschinen-Manual

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