Mit Kind unter Tage
Ich glaube es gibt Dinge die meist eher „papatypisch“ sind (ohne hier eine Genderdiskussion lostreten zu wollen). Dazu gehören gewisse Arten von Ausflügen die man so machen kann. In meiner Kindheit war das nicht anders, deswegen hat das Thema Höhlen um das es hier gehen soll, mir damals auch mein Vater näher gebracht. Vielleicht könnt ihr den Beitrag hier auch als kleinen Leitfaden benutzen wenn ihr solche Ausflüge machen wollt. Meine Tochter war glaube ich gerade einmal 2 Jahre alt als sie das erste Mal Höhlenluft geschnuppert hat. Für das erste Mal ist es wichtig etwas auszusuchen was nicht zu lange dauert und vor allem etwas zu finden vor dem das Kind keine Angst hat. Bei so etwas wie Höhlenbefahrungen bringt es nichts wenn das Kind Angst hat, schreit und man mit dem Spruch daher: „Geh tu nicht so, das ist doch nicht so schlimm“. Denn dann wird es sicher nicht mehr freiwillig in so ein Loch im Berg steigen. Um zu schauen wie sich meine Tochter verhält bin ich mit ihr das erste Mal mit der Grazer Märchenbahn gefahren.
Grazer Märchenbahn:
Im Jahre 1937 wurden im Grazer Schlossberg Luftschutzstollen mit einem Streckennetz von 6,3 km angelegt. In diesen Gängen wurde 1968 die erste Märchengrottenbahn mit einer Spurweite von 500mm gebaut (1997 wurde auf 600mm umgespurt). In den 80er Jahren erfolgte dort mein erster Besuch. Damals war das noch ein sehr finsteres Loch mit Stationen wo klassische Märchen im Eiltempo „durchfahren“ wurden, „hier sehen sie Schneewittchen…… und hier das Rotkäppchen….. da wäre das Aschenputtel…..“ 2012 wurde die Anlage vom Kindermuseum „Frida und Fred“ übernommen und sehr aufwändig umgestalte. Die Reise in die Tiefen des Schlossberges wird nun zu einem kleinen interaktiven Abenteuer mit vielen Stationen. Die klassischen Märchen sind nun moderneren gewichen und die Multimediagestaltung ist wirklich gut gelungen. Da man die ganze Zeit bei 8 bis 12 Grad sitzt empfiehlt sich für die ca. 35 minütige Fahrt warme Kleidung. Empfohlen ist die Bahn ab einem Alter von 4 Jahren.
Hat man das ganze gut überstanden und ist das Interesse an den Tiefen geweckt könnte es zum Beispiel mit Schaubergwerken weiter gehen. Mein Favorit hierfür ist ein sehr bekanntes Schaubergwerk in Kärnten nähe Villach.
Terra Mystica:
Bei der Terra Mystica handelt es sich um ein Bleibergwerk in Bad Bleiberg welches zum Schaubergwerk umgebaut wurde. Ist man erst mal richtig eingekleidet bringt der erste Raum einem die Geschichte des Bergwerks und dessen Ausmaße näher. Danach geht’s übe eine 68m lange Rutsche in die Tiefe (es gibt alternativ auch Stiegen und einen Lift). Zuerst hatte ich etwas Zweifel ob die Kleine mit mir Rutschen würde, aber kaum unten angekommen hieß es gleich “ Nochmal!“. Es gibt sogar die Möglichkeit in diesem Bergwerk zu heiraten (stell ich mir mit Brautkleid auf der Rutsche lustig vor). Bei der Führung trifft man laufend auf Multimediastationen bei denen man das Leben unter Tage erklärt bekommt. Bei einer Station wird sogar ein Wassereinbruch simuliert. Gegen einen kleinen Aufpreis gibt es für die Kinder auch noch die Möglichkeit einen Schatz zu finden. Am Ende geht es dann mit dem Schachtaufzug nach oben. Wenn man das Schild im Aufzug liest wie viele Menschen da rein passen würden wird einem klar dass es sich dabei nicht um „Normösterreicher“ handeln kann. Ich finde dass dieses Schaubergwerk eine weitere gute Station in Richtung Höhlenbefahrungen ist.
Wer einmal einen Familienausflug mit optionalem Höhlenbesuch machen möchte, dem kann ich eine Wanderung durch die Nothklamm empfehlen. Der Einstieg in die Klamm erfolgt über den Geopfad in Gams bei Hieflau. Wer nicht zu weit gehen möchte fährt am besten bis zum Freibad. Der erste Teil des Weges ist ein breiter Schotterweg entlang des reißenden Baches bis man den Einstieg in die Klamm erreicht. Am Einstieg hängt eine Kassa in die man doch was rein schmeißen sollte da es um den Erhalt des Steiges geht. Von dort an geht es über einen gut befestigten Holzsteg nach oben durch die Klamm, immer über dem tosenden Wasser des über die Felsen stürzenden Baches. Auf sehr vertrauenserweckenden Schildern wird man mancherorts gebeten die Brücken nur einzeln zu nutzen. Am oberen Ende angekommen befindet sich eine Steinkugelmühle bei der mit Hilfe der Wasserkraft Steine zu Kugeln gemahlen werden welche man gegen ein gewisses Entgelt erwerben kann. Folgt man dem Weg weiter gibt’s das erste Hinweisschild auf die Krausshöhle.
Krausshöhle:
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Vom Rundweg aus steigt man dann ca. 15 min. (je nach Kondition) auf zum Eingang der Kraushöhle. Wie alle Schauhöhlen ist diese nur mit Führer zu besichtigen. Die Kraushöhle gehört zu den Naturdenkmälern Österreichs und ist bis auf 2 weitere Höhlen ihrer Art auf der Welt in Europa einzigartig. Die Höhle wurde 1881 erschlossen und hat eine Gesamtlänge von 170m. Zum bequemen Einstieg wurde ein Stollen geschlagen da man sonst über eine Holzleiter durch das Annerlbauerloch einsteigen müsste. Über dem Einstig thront eine Büste von Franz Kraus welcher die Höhle erforscht und für die Öffentlichkeit erschlossen hat. Über ihn und seine Ambitionen erfährt man einiges bei den Führungen. Gleich nach dem Einstieg fällt einem auf das diese Höhle ganz anderes gestaltet ist als die meisten Schauhöhlen. Vorwiegend finden sich hier schöne Gipskristallgebilde welche aber auch sehr empfindlich sind. Gegen Ende der Führung haben die Kinder selber die Möglichkeit etwas Höhlenforscher zu spielen und dürfen etwas in den Nebengängen herumkriechen. Da diese Höhle nicht elektrisch beleuchtet ist kann ich nur jedem empfehlen seine eigene Taschenlampe mit zu bringen. Man bekommt zwar am Start der Führung eine eigene, die kann man im besten Fall jedoch nur als Funzel bezeichnen. Die Führungsdauer beträgt eine Stunde, kann aber je nach Fragen usw. länger werden. Falls ein Familienmitglied nicht hinein möchte gibt es vor dem Höhleneingang einen schönen Rastplatz mit Lesestoff.
Folgt man beim Abstieg von der Höhle dem ausgeschilderten Weg landet man wieder am Eingang der Klamm. Da wir gerade bei den nicht „Drive in“ Höhlen sind, also solche wo man vom Parkplatz fast in den Eingang fällt, möchte ich als nächstes die Rettenwandhöhle vorstellen.
Rettenwandhöhle:
Ab jetzt fangen in meinen Vorschlägen die Höhlen mit „richtigem Höhlenfeeling“ an und dazu gehört eindeutig die Rettenwandhöhle. Sie liegt etwa 4km ausserhalb von Kapfenberg an der B20 in Richtung Maria Zell. Die Einfahrt kann man leicht verpassen. Man fährt beim Pewag Werk ab und sucht sich in der Nähe einen Parkplatz. Von dort aus geht es einen Pfad entlang zwischen dem Wald und dem Thörlbach. Ein kleines Schild am Waldrand weist den Weg, der dann rechts durch den Wald führt welcher besonders malerisch im Frühling oder Herbst ist. Der Aufstieg über Stock und Stein dauert etwa 20 Minuten. Am Eingang angekommen gibt’s erst mal Helm und Ausrüstung sowie Informationen zum Begehen der 1918 entdeckten Rettenwandhöhle. Nicht lange nach dem Eingang wird es Phasenweise eng und ist bestimmt nichts für Klaustrophobie. Die Höhle zeichnet sich durch ihre Zahlreichen Tropfsteine und Sintherablagerungen aus und auch durch sehr musikalische Tropfsteingebilde. Die Führung endet in der Versturzhalle danach diesem Punkt keine Tropfsteine mehr zu sehen sind. Auf dem Rückweg gibt es dann auch noch einige archäologische Fundstücke zu sehen die bei der Erschließung gefunden wurden. Wer vor oder nach dem Höhlenbesuch noch etwas machen möchte dem kann ich die Aflenzer Bürgeralm und die Erdfunkstelle Aflenz empfehlen.
Wer von Graz aus gesehen nicht so weit fahren möchte für den sind die beiden nächsten Höhlen ein guter Tipp.
Grasslhöhle:
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Die Grasslhöhle bei Weiz ist die älteste Schauhöhle Österreichs (seit 1952) und wurde 1816 entdeckt. Der Sage nach stürzte ein Hirtenjunge auf der Suche nach einer Ziege in den Eingang. Das Ehepaar Hofer war maßgeblich an der Erforschung und Vermessung beteiligt. Vom Parkplatz sind es nur wenige Meter bis zum Höhleneingang. Der gesamte Führungsweg der Höhle ist elektrisch ausgeleuchtet und ist gut gesichert. Zeitweise geht es ganz schön eng zu, ist aber auch für Leute mit meiner Statur kein Problem. Mit etwas Glück kann man auch Fledermäuse sehen. Es werden sogar eigene Fledermausführungen angeboten. Die Höhle ist auch ideal wenn man mal nicht so viel Zeit hat denn die Führung dauert nur 45 Minuten. Sie ist reich an Tropfsteinen und anderen Besonderheiten, ein echtes Kleinod wenn es um Tropfsteinhöhlen geht. Der große Bruder der Grasslhöhle ist das Katerloch.
Katerloch:
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Das Katerloch liegt nur 5 Autominuten von der Grasslhöhle entfernt. Der Namensgeber war der Eulenkater welcher bei dem riesigen Portal ein und aus geflogen ist. Sie gilt als Geheimtipp und ist die Tropfsteinreichste Höhle Europas und deshalb auch ziemlich gut gesichert. Da die Führung über 2 Stunden dauert und es 135m in die Tiefe geht empfiehlt sich es hier genügend Kondition mitzubringen. Was noch wichtig ist sind Handschuhe da alle Steighilfen nass und rutschig sind. Entdeckt wurde die Höhle um 1750 und wurde von Herbert und Regina Hofer erforscht und zur Schauhöhle ausgebaut. Über ihrer unglaublichen Bemühungen erfährt man viel in der Führung. Ich will hier nicht zu viel vorweg nehmen, man sollte sich das einfach anschauen. Wer leicht Platzangst bekommt, dem würde ich vom Besuch abraten, denn nach dem riesigen Eingangsbereich wird es beim Abstieg oft relativ eng (schätze den senkrechten Schachtdurchmesser auf ca. 1,2m). Dafür wird man aber in weiteren mit Hallen voller Tropfsteinen und Säulen belohnt. Die Höchste Tropfsteinkerze hat eine Höhe von ca. 1om bei einem Durchmesser von gerade mal 14 cm. Am tiefsten Punkt der Führung gibt es einen unterirdischen See zu bestaunen welcher durch den Lichtszenenwechsel richtig märchenhaft wirkt. Neben vielen Tropfsteinen gibt es auch sehr viele große Sintherfahnen zu bewundern. Die Länge des Schauhöhlenbereiches erstreckt sich über 1000m. Von der Gesamtfläche kann man aber trotzdem nur ca. 30% sehen. Mit Sicherheit ist das Katerloch einer der schönsten und prächtigsten Schauhöhlen in Österreich und auf jeden Fall einen Besuch wert. Falls man nach dem Höhlenabenteuer Hunger hat bietet sich das Gasthaus Dürntalwirt an.
Grundsätzliches zum Befahren von Höhlen:
Das wichtigste ist auf jeden Fall die geeignete Kleidung. Warmes Gewand und festes Schuhwerk ist auf jeden Fall ein Muss! Optional würde ich auf eigene Taschenlampen (inkl. Reserve) und Handschuhe nicht verzichten wollen. Falls Helme erforderlich sind bekommt man diese bei den Schauhöhlen. Mit Kindern auf eigene Faust in unbekannte Höhlen abzusteigen würde ich unterlassen. Höhlen begeht man generell nicht alleine und schon gar nicht ohne dass jemand weiß das man irgendwo dort unten ist. Höhlen sind sehr empfindliche Lebensräume. Als Grundsatz für alle Expeditionen unter Tage gilt:
Hinterlasse nichts Außer deinen Fußspuren und die möglichst auch nicht! Schlage nichts tot Außer deiner Zeit! Nimm nichts mit raus Außer Fotos, Erinnerungen und Schmutz!
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