Die Beambox Pro und ihr Wagerl
Vorgeschichte :
Es gibt so einige Werkzeuge oder Maschinen, die möchte man einfach irgendwann haben. In meinem Fall zählt da ein Lasercutter definitiv dazu. Als Laserschutzbeauftragter habe ich doch etwas Ahnung von der ganzen Materie und ich kann jedem, der auch über so ein Gerät nachdenkt, nur den Rat geben sich mit der Technik und den Vorschriften vertraut zu machen bevor man sich der Anschaffung zuwendet. Hat man sich da erstmal eingelesen wird einem klar warum man sich so einiges nicht nach Hause holt was vom Asiaten so angeboten wird. Man macht sich dann so seine Gedanken nach welcher Laserquelle man Ausschau hält. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es auch bei den Lasern nicht, jeder Laser und jede Wellenlänge hat seine ganz spezifischen Eigenheiten die für die Anwendung passen müssen. In meinem Fall sollte es ein Co2 Laser werden. Nachdem diese Entscheidung gefallen war habe ich überlegt ob es ein Selbstbau oder ein Fertiggerät werden sollte. Da ich schon genug Baustellen in meinem Leben habe wollte ich ein funktionsfähiges Werkzeug und kein Projekt. Damit schieden wieder einige ‚Fernost Geräte aus, die man laut der allwissenden Müllhalde erst herrichten muss damit sie gefahrlos funktionieren. Nach langer Onlinerecherche und einem sehr guten Gespräch mit Herrn und Frau Spindler von Cameo Laser Salzburg kam die Beambox Pro von Flux in die nähere Auswahl. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern hatte ich die Möglichkeit mir das Gerät in der Filiale in Salzburg vorführen zu lassen. Weites ist im Falle von Cameo Laser auch die Ersatzteilversorgung gesichert. Aber bis zu meinem Besuch sollte noch einiges Wasser die Mur hinunter fließen.
Besuch bei Cameo Laser Salzburg:
Nach ein paar Monaten ergab sich eine Lücke in meinem Schichtplan, welche ich nutzten konnte um mir die Beambox live anzusehen. Nachdem ich ein Klimaticken besitze machte ich mich mit dem Zug auf die Reise nach Salzburg. Mit dem Zug habe ich ca. 4h nach Salzburg gebraucht, mit dem Auto wären es auch 3 oder mehr gewesen. Persönlich finde ich das Fahren mit dem Zug auch stressfreier. Vom Salzburger Hauptbahnhof ging es dann mit dem Taxi weiter zur Filiale. Dort wurde ich von Frau und Herr Spindler freundlichst in Empfang genommen. Bekam dann dort innerhalb von einer Stunde eine Vorführung von einem Flux Hexa, das ist der leistungsstärkere Bruder der Beambox Pro (der hat um 10W mehr und einen Autofokus). Preislich gesehen kostet der aber um einiges mehr als die Beambox und das war mir die Sache dann doch nicht wert. Wurde vor Ort sehr gut beraten, auch was die Auswahl der Absaugung angeht. Die Zusatzabsaugung von Flux selber ist für diese Gerätegröße nicht mehr geeignet. Diese trieb den Gesamtpreis nochmal heftig nach oben, aber wenn man den Laser in der Wohnung betreiben muss, kommt man um eine vernünftige Absaugung nicht herum. Nach diesem äußerst informativen Termin ging ich von dort zum Bahnhof Salzburg Liefering der ca. 15 min. Fußweg entfernt war und begab mich mit der S-Bahn wieder zum Salzburger Hauptbahnhof von dem aus ich die Heimreise mit dem EC angetreten habe.
Lieferung und erste Inbetriebnahme:
Nach der Bestellung wurde das Laser und die Absaugung über eine Spedition geliefert, das waren 2 Paletten. Für das Ein – Mann – Handling ist das alles reichlich schwer. Die Absaugung hat 25 kg und der Laser selbst 50kg. Beide Verpackungen waren ausgezeichnet, sodass keine Beschädigungen vorhanden waren. Die Inbetriebnahme habe ich dann laut dem Handbuch vorgenommen. Der Kühlkreislauf verlangt die Füllung mit gereinigtem Wasser. Hab gleich das gute Zeug aus der Apotheke geholt das für Infusionen verwendet wird. Als ich zum Entlüften des Kühlkreislaufes kam, gab es gleich mal ein Problem, kein Wasserdurchfluss. Die Pumpe lief nicht an. Hatte ich nicht gesagt ich wolle ein funktionierendes Werkzeug und keine Baustelle? Zum Glück war nur die Pumpe stecken geblieben und hat sich mit etwas Überredungskunst starten lassen. Trotz des relativ hohen Preises muss man sagen, dass die inneren Komponenten die gleichen sind die man auch in den Billiggeräten findet. Ansonsten ist die Verarbeitung durchaus in Ordnung. Die Spiegel waren perfekt ausgerichtet und es gab keine weiteren richtigen Probleme. Die Software selbst ist auch relativ selbsterklärend. Was mir etwas missfällt ist die Maßabweichung von 0,04 bis 0,25mm am geschnittenen Bauteil. Aber vielleicht erwarte ich da etwas zu viel in der Preisklasse. Mir scheint, dass die Abweichung etwas mit der Strahlgeometrie zu tun hat. Die Software kann dies nicht berücksichtigen. Vielleicht finde ich dafür aber noch eine Lösung.
„Der Laser muss Mobil werden!“ :
Wenn man Frau und Kind hat weiß man, dass man die Gerätschaften nicht am Esstisch lassen darf und da auf den 75m² sonst auch kein Platz zu finden war (ja ich weiß darüber muss man sich im Vorfeld kümmern) musste das Laser mit seiner Absaugung mobil werden um ihn in den Keller zu schaffen. Die Mobilitätslösung war für mich ein Wagen auf dem die Beambox und die Absaugung Platz finden sollte . Also ging es ab zum Baumarkt um die Kanthölzer zu besorgen, und damit fing das Elend an …. . Es ist schon mal nicht einfach Kanthölzer in einem passenden Preissegment zu finden und dann scheiterte es meistens noch an der Qualität. Ganz ehrlich für 22 Euro für 2,40m Kantholz mit 58x58mm zu verlangen ist schon frech, aber wenn ich den Prügel auf den Boden lege und ich meine Hand in der Mitte unterhalb durchschieben kann hört es bei mir ganz auf. Also ab zum nächsten Baumarkt und dort die Kanthölzer nach Geradheit sortiert.
Die Verbindung zwischen den Kanthölzern wollte ich mit Dübeln, Leim und jeweils nur einer Schraube machen. Da ich meine holzhandwerklichen Fähigkeiten kenne habe ich mit dem 3D-Drucker eine Schablone hergestellt, weil ich mir sicher bin dass die Löcher beim Anzeichnen sicher nicht passen werden.
Die 4 äußeren Löcher für die Holzdübel sind immer gleich, die 2 Löcher in der Mitte sind für die Schrauben, welche sich nicht treffen dürfen, deshalb sind sie versetzt.
Die Bohrschablone funktioniert natürlich nur so lange gut, bis das Kollektor vom Akkuschrauber in Flammen aufgeht. Ja, ich hätte auch gehofft, dass es der Drehmomentnachbrenner ist, war es aber leider nicht. Und wann passiert das ? Natürlich am Sonntag.
Also gleich online nach einem neuen Schrauber gesucht der beim Baumarkt lagernd ist. Laut HP ist noch 1 Stück da, was mich schon misstrauisch gemacht hat. Der war dann auch da, aber das Siegel war aufgerissen, was mich noch misstrauischer gemacht hat. Also hab ich mir zur Absicherung den Mitarbeiter geschnappt um die Vollständigkeit zu prüfen, war auch alles da, mein Gefühl war aber noch immer nicht besser. Bin dann die 20 Minuten nach Hause gelatscht um dort fest zu stellen das sich ein Akku nicht laden lies. Also ging es mit dem Akku wieder zurück um ihn umzutauschen. War natürlich wie immer etwas kompliziert.
Mit dem neuen Akkuschrauber bewaffnet ging es nach der Umtauschaktion wieder ans Werk. Ich finde, dass die Idee mit der Bohrschablone sehr gut war, das zeigte sich dahingehend, dass alle Verbindungen sehr gut funktioniert haben und alles im Winkel war. Weil ich ja weiß wie präzise ich bei sowas bin, habe ich die Abstellflächen aus Siebdruckplatten noch nicht vorab zuschneiden lassen. Nachdem das Gestell soweit war habe ich die Platten online vorbestellt.
Sollten 2 Stück sein und gleich groß. Man möchte meinen, das ist doch zu schaffen. Bekam dann auch das Mail das die Platten abholbereit wären. Statt zwei war es dann nur eine. Daraufhin wurde ich zum Holzzuschnitt geschickt um das zu reklamieren. Hab ich dann auch gemacht. Derjenige der vor mir dran war hätte 6 Stk. gebraucht und hatte auch nur eine bekommen. Der durfte dann am nächsten Tag wieder kommen. Meine Platte haben sie gleich zugeschnitten, und ich hab mir noch gedacht: „Soll ich nachmessen?“ Nein, das ist ja nicht so kompliziert und meine Frau braucht das Auto. Als ich die Platten auf den Rücksitz gelegt habe dachte ich mir noch : „Komisch, die Eine geht schlechter rein“. Zu Hause habe ich sie dann hin gestellt und das gesehen :
Tja, Fachkräftemangel wohin man schaut und der Schnitt sieht auch aus als hätte es der Hase raus gebissen. Die falsch geschnittene Platte war auf jeden Fall die, welche er als erstes gemacht hatte. Also Stückzahl falsch und maßlich falsch, oder wie Uncle Roger es sagen würde: „You had one job und you fucked up! Haiyaaaa!!“. Auf jeden Fall habe ich die Platte nochmal nachschneiden lassen.
Um den übrigen Platz des Wagens für Stauraumzwecke zu nutzen habe ich bei der Konstruktion so ein Alex Ikea-Kasterl eingeplant. Eigentlich sollte es passend zu den Platten ein schwarzes werden, und laut Ikea Homepage war das auch so lagernd. 3 Mal dürft ihr Raten welche Farbe nicht vorhanden war als ich von dem Regal in der Markthalle stand. Richtig! Schwarz war natürlich aus.
Die Zwangsmobilität des Lasers stellte mich noch vor eine weitere Herausforderung, nämlich die Türen durch die das Ganze passen muss. Der Flux Laser ist ohne angeschlossene Absaugung 70 cm Breit und man kann es schon ahnen, die Wohnungstüren sind nicht viel breiter. Es musste also eine abnehmbare Abluftführung her. Noch dazu ist beim Laser so ein crappy Teil von Abluftstrohhalm dabei bei dem ich mir sicher bin, dass er nicht all zu lange halten wird.
Also wurde mal wieder der Baumarkt gestürmt um etwas Passendes zu finden. Natürlich wurde ich da nicht auf Anhieb fündig. Demnach musste wieder eine Sonderlösung her. Ursprünglich hatte ich vor mir ein Teleskoprohr zu bauen, aber den Aufwand habe ich dann doch gescheut. Schlussendlich wurde es dann eine Lösung aus DN110 Abflussrohr, Bögen und 3D gedruckten Adaptern.
Übrigens möchte ich hier gleich mal von der Verwendung von Abflussrohren als Lüftungsrohr abraten, vor allem wenn man damit Stäube oder Späne Absaugen will. Das liegt daran, dass es bei den Rohren durch die hohe Isolationsfähigkeit und in Verbindung mit den relativ hohen Strömungsgeschwindigkeiten zur statischer Aufladung kommen wird. Im besten Fall passiert nicht viel, außer das sich der Dreck am Rohr anlegt aber im blödesten Fall kann es zu einer Staubexplosion kommen. Da mein Schnüffelstück abnehmbar ist, musste noch eine Aufbewahrungsmöglichkeit für den Transport geschaffen werden. Die habe ich dann mit gedruckten Halbschalen realisiert. Noch eine persönliche Randnotiz, ich habe anscheinen eine andere Zeit Vorstellung von rapid prototyping, die 3 Teile hatten eine Druckzeit von 13h 20 Minuten. Da könnte man das auch mit einer stumpfen Feile aus dem Vollen streicheln, aber ich bin halt auch faul und mein Werkstättenlehrer in meiner einjährigen HTL Karriere hat mir ein Feilentrauma verschafft. Also lieber Herr Schiessl, falls sie noch leben und das hier lesen sollten, es gibt für mich unendlich viele Wege die Feile zu vermeiden 😉 .
Das Innenleben vom Flux und mein Fazit:
Es gibt überraschend wenig Bilder und Infos im Internet was die Innereien vom Flux angeht. Ich möchte hier etwas Abhilfe schaffen. Öffnet man den Deckel hinter dem die geballte Intelligenz sitzt so findet man als Gehirn einen Raspberry Pi vor der auf einer Platine thront auf der sich die Schrittmotortreiber und Co niedergelassen haben. Zerlegt habe ich das Platinenkonglomerat allerdings nicht. Weites sitzt im gleichen Kabinett das Netzteil für die Laserröhre (alles in China Standard gehalten) sowie der Wärmetauscher für den Kühlkreislauf und dessen Lüfter. Also kein Kübel mit Wasser und einer Springbrunnenpumpe wie bei so manch anderen Modellen. Die Luftpumpe für den Air-Assist, also die Schneidluft sitzt auch dort drinnen. Allerdings sind Begriffe wie Aderendhülsen im Herstellungsland noch ein Fremdwort, na klar könnte man jetzt sagen, ist ja auch eine deutsches Wort, aber ihr wisst worauf ich hinaus will. Die Querschnitte der Verkabelung wurden für mein Empfinden sicher „kostenoptimiert“, aber alles funktioniert soweit.
Auf der Rückseite befindet sich die Laserröhre mit dem Durchfluss und Temperatursensor der frei in der Weltgeschichte herum fliegt. Vielleicht kann ich mich einmal dazu begeistern das umzubauen.
Darunter befindet sich Wasserpumpe mit Vorratsbehälter von einer PC Wasserkühlung der eher günstigen Sorte. Im Deckel rechts daneben sitzt der Abluftventilator und dahinter eine Verteilerplatine für die
Komponenten. Persönlich finde ich das Gehäuse ganz gelungen, vielleicht wären Gasdruckfedern für den Deckel noch ganz nett gewesen. Die Mechanik für den Wabentisch fühlt sich beim Verstellen auch soweit o.k. an. Wie gesagt der Hexa hätte einen Autofokus, aber ich kann auch mit der manuellen Variante ganz gut leben. Die Kamerafunktion wird für den einen oder andern etwas lästig erscheinen, da diese nicht nur eine Aufnahme vom Bearbeitungsraum macht sondern mit dem Laserkopf über das Werkstück fährt was dementsprechend etwas dauert. Für mich ist es aber egal da meine Stückzahlen sehr gering sind und ich keinen Zeitdruck in der Hinsicht habe.
Die Software ist wie erwähnt relativ einfach zu bedienen, hier und da gibt es ein paar Übersetzungsunstimmigkeiten. Etwas negativ sehe ich das die Laserleistung in Prozent eingestellt wird und die Presets für alle Lasertypen zwischen 30 und 60 W die gleichen sind. Erfahrungsgemäß kann ich sagen, dass alles unter 20% sinnlos ist, da die Laserröhre nicht mal vernünftig zündet (und nein, ihr lasst nicht die Abdeckung der Röhre offen um euch das anzusehen) . Mich würde noch interessieren welche Lasermode die Röhre bringt, aber dafür müsste ich mal einen Schuss in einen Acrylblock ohne Fokuslinse machen. Die Leistungsverteilung im Strahlquerschnitt könnte ich zwar nicht beeinflussen aber interessant wäre es trotzdem. Was mich auch interessieren würde wäre die tatsächliche optische Ausgangsleistung. Wie bei so einigen Dingen gilt für mich auch hier: Was ist besser als Leistung, noch mehr Leistung. Aber die Kosten steigen dann schnell ins für mich unbezahlbare und da ist meinem Wunsch nach „nice to have!“ nun mal eine monetäre Grenze gesetzt. Ein Werkzeug sollte auch immer dem Zweck angemessen sein. Alles in Allem finde ich, dass die Beambox Pro ein solides semiprofessionelles Gerät für den Hausgebrauch ist.