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Die Depression und ich ….

Die Depression und ich ….

Ich habe relativ lange überlegt ob ich diesen Beitrag wirklich schreiben soll, da er etwas sehr persönliches ist und ich mich immer wieder frage ob das die Welt da draußen etwas angeht. Mir wurde auch im Firmenumfeld von einigen Personen davon abgeraten ehrlich über meinen Zustand zu sprechen um nicht meine „Karriere“ zu gefährden. Aber mal ganz ehrlich, ich hatte in den letzten 22 Jahren Firmenzugehörigkeit nie keine Karriere, bei dem was ich getan habe, ging es mir immer um etwas anderes als um irgendeinen Sessel an irgendeinem Schreibtisch. Somit kann ich nur sagen : „Fuck it, denn was es wiegt, das hat es auch“. Vielleicht ist da draußen der ein oder andere Mensch, welcher auch in der Situation steckte, oder Anzeichen hat, die er nicht deuten kann. Meiner Annahme nach ist der Titel des Beitrages doch ziemlich eindeutig, also lasset den Seelenstripteas beginnen ….. .

Vorab mal gesagt:

So gerne uns Bildungssystem, die Regierung und Co erzählen wollen, dass alles Einheitlich zu sein hat, wie zum Beispiel die Figur des Normsteirers mit 182 cm Größe und 85 kg (ja Steirer sind generell etwas massiver gebaut 😉) so funktioniert dies bei der Psyche und der Wahrnehmung auf keinen Fall. Deshalb möchte ich gleich klarstellen, dass es sich hierbei um mich und meine Wahrnehmung handelt. Bei anderen Menschen können sich Depressionen bzw. Burnout ganz anders zeigen

Wo man am besten mit der Story beginnt:

Die meisten würden sagen: „Beginn doch einfach am Anfang der Probleme, also beim Auslöser“. Dies halte ich für sehr schwierig, denn so etwas wie Burnout aka Depressionen beginnt bei den Meisten schleichend. Vermutlich fangen deswegen einige Psychologen immer in der Kindheit zu graben an und geben dann regelmäßig dem Elternhaus die Schuld. Das würde ich in meinem Fall aber nicht machen, ich war sicher immer schon etwas speziell und bin der Meinung, dass in den 80ern aufzuwachsen eine sehr gute Zeit dafür war, bis auf Chernobyl und einiger anderen Besonderheiten, aber im Großen und Ganzen war es eine stressbefreite Zeit. Was leider schon damals sicher war, dass ich gegenüber meiner Schwester nicht die große Kanone war, was die Schule, Sport und Sozialkompetenzen angeht. Deswegen war ich immer schon ein leichter Außenseiter. Ich glaube jeder der auch etwas am Rande des Ganzen war kann sich noch mit Grauen an die Auswahl der Teammitglieder fürs Völkerball erinnern, als man zum letzten Rest gehörte, der halt aufgeteilt werden musste. Alles wurde damals immer zum Wettkampf erklärt, vermutlich ist das der Grund warum ich bis heute keine Wettkämpfe und Sportlehrer mag. Ich denke in dieser Zeit begann langsam meine Suche nach Akzeptanz und Anschluss. Trotz der nicht so berauschenden Noten sollte doch aus dem Buben was gescheites werden, weshalb ich zur HTL angemeldet wurde, da ich ja technisches Interesse hatte. Die Aufnahmeprüfung hatte ich zwar bestanden, aber für viel mehr reichte es in der HTL für mich nicht, weshalb ein Fleck nach dem anderen trotz Nachhilfe den Weg in mein Zeugnis fand. Der vorangegangene Schulversuch, der aus der Hauptschule eine NMS machte brachte auch grad nicht die passenden Vorkenntnisse für einen HTL Besuch mit sich. Ich bin auch heute noch der Meinung, dass ich meine Eltern damit massiv enttäuscht habe, denn jetzt musste ich eine Lehre auf dem Bau beginnen und das war alles andere als erstrebenswert und vorzeigbar, vor allem nicht zu jener Zeit. Zugegeben war ich auch ein schlechter Lehrling im Bereich der Elektroinstallation, nur die Berufsschule war ich gut. Aber sozial passte ich auch nicht auf den Bau und zu anderen Jugendlichen, deswegen war ich auch dort außen vor. In dieser Zeit war meine Introvertiertheit nicht gerade ein Vorteil. Nach meiner Lehrzeit wurde ich aufgrund dessen unsanft gekündigt was mich psychisch noch mehr belastete. Nach einer weiteren Firma und dem Bundesheer landete ich über meinem Vater beim Konzern mit dem großen S und ab da an sollte es aufwärts gehen ……

Von Aufstieg bis zum Start des freien Falls:

Beim „Weltkompetenzzentrum“ lief eigentlich alles viel besser. Ich kam mit den Leuten gut aus, verspürte eine Befriedigung und Wichtigkeit was meine Arbeit und meine Person anging, bildete mich leidenschaftlich gerne fort und arbeitete auch viel und gerne. Inzwischen viel eine nahe Verwandte in Depressionen und in meinem Flow, in dem ich mich zu dieser Zeit befand, dachte ich nur: „Das kann doch gar nicht sein. Man muss doch nur seiner Arbeit richtig nachgehen. Was sollte einem daran hindern, wenn man doch nicht offensichtlich krank ist… “. Wie falsch ich doch mit meiner Einstellung lag, aber das war meine erste Berührung mit dem Thema Depressionen. Konnte mir ja auf keinen Fall passieren … *hohoho*. Auf Montage lernte ich meine jetzige Frau kennen und es schien alles bestens zu laufen. Wir haben uns dann entschlossen Eltern zu werden und damit kamen noch mehr private Herausforderungen auf mich zu. Die Kleine hatte schon einen schwierigen Start ins Leben und musste mit Kaiserschnitt geholt werden da ihre Herztöne immer schwächer wurden, 3 Wochen zu früh. Sie ähnelte mehr einem kleinen Grillhuhn als einem Baby mit 2,16kg und 46 cm. Nach 2 oder 3 Mutter-Kindpass Untersuchungen fing das Drama erst richtig an. Motorische Defizite, Kopfumfang viel zu klein, und von einem Krankenhaus ins nächste. Diagnose Mikrozephalie, also zu kleiner Kopf, vorzeitig verknöcherte Fontanelle und Entwicklungsverzögerungen. Daraufhin mussten Entscheidungen getroffen werden wie Schädelnähte sprengen oder nicht, bekanntlich bekommt man von 3 Ärzten dann 5 Meinungen dazu. Auf jeden Fall haben wir uns auf Grund der Entwicklung und der Risiken dagegen entschieden. Ok dachte ich, jetzt geht dann alles seinen Weg. Funfact, dies war ein gewaltiger Irrglaube. Der anschließende Krebstot meines Schwiegervaters trieb meine Frau in schwere Depressionen wodurch sie ganz aus viel und nach einer Weile in die Klinik musste. Ich habe zwar versucht sie zu verstehen, doch es gelang mir nicht wirklich gut. Zu dieser Zeit war mir die Firma sehr wichtig und die Frage wer neben meiner Arbeit nun das mit dem Kind managen kann, denn wieso sollte man mit so einer Depression auch nicht mehr fähig sein das normale Leben zu managen, man hat ja nichts und sollte sich nicht so anstellen … . War damals froh Unterstützung aus der Familie zu erhalten. Der ein oder andere geneigte Leser wird bereits festgestellt haben, dass ich das mit der Depression damals nicht verstanden haben und ganz ehrlich, jeder der nicht selbst betroffen ist oder war wird das auch nicht können, weil offensichtlich hat man ja „nichts“! Es fehlt ja kein Fuß oder keine Hand, bluten tut man nicht, und Fieber hat man ja auch keines. Meiner Frau ging es dann Gott sei Dank irgendwann auch wieder besser trotz meiner emotionalen Unfähigkeit sie richtig zu unterstützen und zu verstehen. Es tut mir bis heute noch leid, dass ich ihr keine bessere Stütze in dieser Zeit sein konnte. Es ist schwierig bei etwas zu helfen das man nicht wirklich verstehen kann. Unsere Tochter war weiterhin schwierig, brauchte im Kindergarten eine Zusatzbetreuung und ihre Wahrnehmungsprobleme sorgten für große Kämpfe. Auch in der Schule lief es mit ihr nicht wirklich gut. Darüber war ich sehr enttäuscht und auch die Gefühle, welche von anderen beschrieben wurden, dass Eltern zu sein das beste und wichtigste auf der Welt ist hatte ich nie. Für mich war es durch die gegebenen Umstände in Wahrheit nur Stress in Verbindung mit Sorgen. Aus solchen Konversationen mit anderen Eltern wie gut doch ihr Kind alles könne habe ich mich tunlichst rausgehalten. Nun konnte ich selbst nachvollziehen, wie es damals meinen Eltern mit mir gegangen sein muss. Ich hätte auch gerne die meist unbeschwerte Zeit gehabt, in der das größte Problem mal ein Schnupfen mit etwas Fieber gewesen wäre oder dass das Kind um Gottes willen mal eine 3 nach Hause bringt. Hingegen eskalierte das bei uns unteranderem mit Krankenhausaufenthaltern und anderen Krankheiten. Ich denke, dass ich Anspruch auf die E-Card Platinum gehabt hätte. Zudem gesellten sich bei mir noch Nierensteine dazu welche mich durch die Hölle gehen ließen. Dachte damals trotzdem alles im Griff zu haben, die viele Arbeit und das mehrschichtig mit Rufbereitschaften, die äußerst schwierige Situation zu Hause die einen eigenen Beitrag bräuchte aber dann begann der freie Fall, ich wusste es nur noch nicht ….. . Das ist ja auch das Tückische an der Sache, man selbst bemerkt es als letztes.

Vom freien Fall runter bis auf den Endanschlag:

Es müsste 2016 gewesen sein, als wir bei einer Familienfeier waren. Auf dem Rückweg bekam ich dann kaum Luft und war kurzatmig. Deswegen führte uns der Heimweg direkt in die Notaufnahme. Festgestellt wurde zu hoher Blutdruck, zu hoher Puls aber sonst eigentlich nichts. Musste dann die Nacht dort verbringen, weil mein Puls nie unter 100 ging. Am nächsten Tag wurde ich dann entlassen und zum Internisten geschickt. Dort gab es dann Blutdruckmittel und Ernährungsratschläge so wie eine 24h Blutdruckmessung. Mit dem Medikament und der Aufgabe regelmäßig weiter zu Messen, wurde ich dann wieder in die freie Wildbahn entlassen. Wie ihr euch schon denken könnt, blieben die Werte weiterhin hoch und ich bekam zunehmend Todesängste. Einige Wochen später bekam ich so starken Schwindel, dass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Schleppte mich daraufhin zum Internisten, welcher mich mit der Rettung in auf die Neurologie ins LSF geschickt hat. Zu später Stunde hieß es dann: Alles unauffällig! Ok, aber irgendwas musste doch kaputt sein. Der Internist hat mich dann zu einem befreundeten Arzt, der Experte für Manual-Therapie ist geschickt. Das war der Tag, an dem ich Christian kennen lernte. Er stellte eine extrem verhärtet Muskulatur der HWS fest und begann diese zu infiltrieren, worauf hin sich der Schwindel schnell besserte. Leider musste ich seine Dienste dann immer öfter in Anspruch nehmen, weil die Symptome wieder kamen. Dazu kamen auch noch heftige Schlafstörungen. Zu Spitzenzeiten war ich drei Tage durchgängig wach und bin trotzdem arbeiten gegangen. Natürlich ging es mir auf gut steirisch beschissen. In der Firma hatte ich mir schon einen Raum gesucht, in den ich zum Blutdruckmessen und Heulen gehen konnte. Dann kam der Tag, an dem ich wieder in der Früh zum Zug gehen wollte und musste bei der Hälfte feststellen, ich kann nicht, es geht einfach nicht. Die Tränen sind mir runter gelaufen und ich musste wieder umdrehen und mich krankmelden. In der nächsten Zeit kam dies immer wieder mal vor. Auch die Aufenthalte in den Notfallambulanzen und Panikattacken häuften sich. Nach allem, was ich für die Abteilung getan hatte, wie ich mich auch aufgeopfert habe, trotz allem immer länger geblieben bin, bekam ich dann vom Teamleiter zu hören, dass das schon auffällt und ich für die Abteilung nicht mehr tragbar sei. In dem Moment erkannte ich meinen scheinbar waren Wert im Unternehmen. Für jemanden der einen großen Teil seines Selbstwertes aus der Arbeit zieht ist das der Supergau. Du bist nur so lange richtig und wichtig, solange du alles gibst. Was interessiert deine Leistung von gestern, wenn du sich nicht heute mindestens im gleichen Maß bringen kannst. In der Periode landete ich immer öfter in der Notaufnahme sowie bei anderen Ärzten und es wurde nie etwas gefunden. Somit musste ich mit eingestehen das es vielleicht doch psychischer Natur war. Habe mir dann mit Hilfe meiner Frau eine Therapeutin gesucht und ich muss sagen ich war erstaunt. Ich habe mich dort hingeschleppt, total übermüdet, fertig, kaum noch fahrfähig und eine Stunde später kam ich ruhig und munter wieder heraus, nachdem ich den ganzen Müll bei ihr abgeladen hatte. Danach ging es langsam wieder bergauf. Leider hat das Interesse meiner Therapeutin an mir nachgelassen und es ging mir ja auch wieder besser also haben wir die Therapie beendet.

Die Depression war weg, zumindest dachte ich das, aber sie ist eine Raubkatze. Sie versteckt sich im Gebüsch des Alltags, dort sitzt sie, ruht sich aus und wacht über dich, bis sie in Vergessenheit gerät und dann, wenn man es nicht erwartet und weiter macht wie zu vor, wartet sie auf einen kleinen Moment der Schwäche und springt dich dann wieder voller Kraft an. Soll heißen, sie verläuft wellenartig und du stehst mit dem Rücken zur Wellenfront und siehst sie nicht kommen. In meinem Fall bringt diese Welle einiges an Treibgut mit sich das mich trifft. Das Treibgut besteht aus Blutdruckerhöhung, Verspannungen, Ängsten, Schlaflosigkeit und Panikattacken. Das kann bei jedem anders aussehen. Jeder spürt andere Auswirkungen und es stellt sich immer aufs Neue die Frage, habe ich körperlich etwas Ernsthaftes oder ist es „nur die Depression“ die mal wieder kickt. Ich habe schon viele dieser Wellen hinter mir und jede Welle bringt ihre Schrecken mit sich. 2022 habe ich dann meine aktuelle Therapeutin gefunden. Es ist ja auch gar nicht so einfach jemanden zu finden mit dem es passt. Aber ein Therapeut kann kein Sicherheitsanker sein, sondern nur ein Begleiter. Sie hat mir bald nach dem Therapie beginn geraten mich in stationäre Behandlung zu begeben, was ich aber aus den alten Gründen nicht wollte, die Firma, zu Hause und die Verweigerung von Psychopharmaka. Also habe ich so weiter gemacht und war der Meinung, die ich immer hatte „das geht schon so“. Hab dann im Jänner 2023 um Kur angesucht damit ich mal etwas aus der Situation herauskommen, wie sich herausstellte war das schon viel zu spät.

Ende April kam dann der mental overload. Situation war wie immer, es ging einfach nichts mehr. Daraufhin war ich dann mit meiner Frau zusammen bei der Therapeutin und sie hat mir die Wahl gelassen und den Satz werde ich nie vergessen: „Entweder sie gehen jetzt freiwillig in die Klinik oder ich verspreche ihnen, sie werden in 3 Monaten nicht mehr selber aufs Klo gehen können“. Sozusagen war ich am Endanschlag angekommen.

Deswegen hab ich am nächsten Tag im Kastanienhof (ist ne Privatklinik) angerufen um mich aufnehmen zu lassen. Daraufhin habe dann auch gleich in der Firma bekannt gegeben, was Sache ist und dass ich jetzt länger nicht mehr kommen werde. Zuerst dachte ich an 6 Wochen. Bei der Aufnahme in der Klinik wurden Blutdruck und die Blutwerte gechecked. Natürlich alles zu hoch, was die Ärzte aber nicht zu beunruhigen schien. Dort haben sie mich mit einer Infusionstherapie erstmals nach Jahren körperlich und geistig heruntergefahren, anders kann ich es nicht nennen. Mit meinem Zimmergenossen hatte ich auch riesiges Glück. Er ist Berufsfotograf und hatte auch meine Tochter in der Schule fotografiert, deswegen hatten wir immer Gesprächsstoff und haben uns sehr gut verstanden. Am 4ten Tag saß ich schon morgens auf der Terrasse und hab zusammen mit meinem Tropf das Frühstück und die Sonne genossen. Alles war einfach nur gut … war es natürlich nicht, das war der ein Fluss der Medikamente, was eh klar war aber so ein Gefühl hatte ich schon ewig nicht mehr. Natürlich gab es auch alle möglichen Therapien und ich konnte mich sogar an den Insekten im hohen Gras erfreuen. Den Rasenmähroboter habe ich „Mähmet“ getauft und habe ihm immer bei der Arbeit zu gesehen und alles war gut. Bei der 24h Blutdruckmessung und dem Überprüfen der Blutwerte waren alle Werte bestens. Kaum zu glauben, was die Abwesenheit von Stress alles bewirkt.

Natürlich werden dann die Medis umgestellt damit man wieder heim gehen kann, denn den tollen Tropf bekommt man nicht zu lange und vor allem nicht zu Hause. Leider bin ich zu Hause mit den Medis nicht zurechtgekommen, was mich mal wieder in die Notaufnahme befördert hat. Im Anschluss habe ich mit einer Psychiaterin die Medikamente nochmal geändert und die Dosis angepasst. Die Umstellphasen sind halt immer etwas schwierig, weil die Wirkung um die 2 Wochen auf sich warten lässt. Alles, was in der Klinik gut war, wurde im Leben zu Hause wieder schwierig. Aber 2 Wochen später ging es eh auf Kur.

Die Kur oder der Schuss ins eigene Knie:

Den Abschnitt will ich sehr kurzhalten. Ich landete auf der GVA-Kur, welche ich Anfang des Jahres beantragt hatte, und gab dort gleich bekannt wie es bei mir aussah. Deshalb wurde ich in die Mentale Gruppe eingeteilt. Seit mir nicht böse aber 3 Vorträge über Stress, wöchentlich 1h Entspannung und 3h Gesprächstherapie in 3 Wochen sind mehr als nur lächerlich. Körperlich ging es auch ziemlich zur Sache. Ich wollte das ganze schon abbrechen, aber meine Psychiaterin hat mich überredet das doch durchzuhalten (mit Ängsten, Schlafstörungen und keinen Anschluss an den Rest wegen des Altersunterschiedes). Was mir wirklich gut tat war das meine Frau und meine Tochter abwechselnd übers Wochenende bei mir waren. Zur Besserung hat die Kur bei mir nicht beigetragen, aber vielleicht bin ich dort auch nicht passend.

Die ambulante Reha oder „Danke für fast nichts“:

Als Ich die Kur überstanden hatte, hat mich die Psychiaterin gebeten noch um eine ambulante Reha anzusuchen, welche auch gleich bewilligt worden ist. Das hat mich schon mal sehr überrascht, denn sonst dauert so was ewig. Ich habe das ganze positiv gesehen und mir gedacht: Dort sitzen die Experten, die mir jetzt 6 Wochen lang zeigen wie mein Oberstübchen wieder richtig zu möblieren ist. Wir waren ein bunt zusammengewürfelter Haufen von 11 Leuten, die alle ganz unterschiedliche Probleme hatten. Die meisten Therapien fanden in der Gruppe statt. Ich bin dankbar dafür, dass wir so gut harmoniert haben und dass wir so offen miteinander umgehen konnten. Es brauchte sich nie jemand zu verstellen und konnte über alles reden. Diese Leute und die gemeinsame Zeit waren aber das Einzige, was für mich wertvoll war. Die Therapien selbst waren nicht wirklich was für mich. Alles Sinnvolle aus den Therapien passt für mich auf 2 A4 Zettel. Soll jetzt nicht heißen, dass andere nicht mehr davon profitiert haben, aber wie eingangs schon erwähnt, es geht um mich und meine Wahrnehmungen. Somit finde ich den Output für 6 Wochen schon äußerst mau.

Oft habe ich die Aussage bekommen: „Was sie suchen, werden sie hier nicht finden, denn das müssen sie für sich selbst herausfinden“, was wie ihr euch vorstellen könnt, nicht sehr befriedigend war. Es waren also weitere 6 Wochen ohne eine echte Lösung. Mittlerweile kam auch kein Geld mehr rein, weder von der Firma noch von der ÖGK, was aber einigen in der Gruppe so ging.

Zum Ende der Reha habe ich bei meinem Chef um einen Termin gebeten um das weitere Vorgehen zu besprechen. Sie wollte mich auf jeden Fall zurück, auch wenn ich keine Nachtschichten und Rufbereitschaften mehr machen würde. Somit würde ich mich nur noch um die Spezialfälle kümmern. Dafür bin ich ihnen auf jeden Fall sehr dankbar.

Der Wiedereinstieg:

Ich hätte auch die schrittweise Wiedereingliederung wählen können, aber was soll ich sagen, ich bin alt, brauche aber trotzdem das Geld. Es gibt trotz allem Verständnis für mich Phasen, die sehr schwer für mich sind, vor allem wenn ich Probleme lösen muss für deren Lösungsfindung Geduld und Geduld mit mir selbst gefragt ist. Ich war schon 2-mal wieder kurz vor dem „auszucken“ und habe mich schon öfters in den Kastanienhof zurückgewünscht. Es ist ein Lernprozess für mich mit mir selbst um zu gehen und mich selbst zu akzeptieren und nicht zu überlasten. Nach wie vor quälen mich Unsicherheiten 8nicht genug sein zu können) und Ängste, allem vor den Nierensteinen dem Sterben, aber damit muss ich lernen umzugehen.

Die Erkenntnisse die ich bis jetzt gewonnen habe:

Ich bin keine 25 mehr und habe auch nicht mehr die dementsprechende Energie. Wichtig ist zu lernen das es ok ist so wie ich bin und ich bim wesentlich für mich selbst verantwortlich. Ich werde meinen Selbstwert steigern müssen und muss mich ggf. vor mir selbst schützen. Es ist nicht alles so wichtig wie man glaubt, aber das Wichtigste sollte man sich selbst sein. Alles kann nichts muss. Mein Umfeld muss meine Launen auch leider ertragen, aber in diesen Momenten habe ich sie nicht unter Kontrolle. Ich bin leider sehr Einsam und das ist auch etwas das mich sehr belastet. Vielleicht findet sich dafür eine Lösung. Bin ich nun geheilt oder auf dem Weg dorthin? Ich behaupte mal, dass es für mich so etwas wie Heilung nicht geben wird. Kann nur versuchen alles so zu verändern wie es sich für mich richtig anfühlt und versuchen damit zu leben. Wäre ich da ohne externe Hilfe wieder rausgekommen? Auf keinen Fall. Genau so wenig wie man ein gebrochenes Bein selber reparieren kann funktioniert das in diesem Fall auch nicht. Ich bin meiner Frau und den Therapeuten sehr dankbar, dass sie immer ein offenes Ohr für mich hatten und mir weitergeholfen haben, auch wenn ich das gelegentlich auch nicht immer wollte 😊. Der Wichtigste Schritt an der Geschichte ist zu erkennen und zuzugeben, dass man ein Problem hat und dass dies Behandelt gehört und man die Hilfe sucht und auch annimmt.               

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