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Repair and share #5 Der flüsternde Sanyo

Repair and share #5 Der flüsternde Sanyo

Die Vorgeschichte :

Vor einiger Zeit hat einer meiner Kollegen mir erzählt, dass seine Eltern ein altes Küchenradio hätten das nur noch leise spielen würde und von dem sie sich nicht trennen wollen. Da ich als Tüftler bekannt bin kam danach die bitte ob ich mir das Gerät mal anschauen könnte. Natürlich reizen mich solche Rätsel und eigentlich habe ich auf ein defektes Lautstärkenpotentiometer gehofft, aber wie üblich kam es anders als erhofft 🙂 ….

Das Gerät it´s self:

Eines schönen Tages hat er mir das Gerät mit Stimmproblemen mitgebracht, es war ein Sanyo RM5008 . Das Ding war so alt, dass da noch die Nennspannung von 220V drauf stand und es hatte auch noch die Zulassungsnummer der Post drauf. Für das vermutete Alter war es noch in einem optisch sehr guten Zustand, vermutlich wurde es in den 80er Jahren gekauft. Als besonders Servicefreundlich erwiesen sich die Markierungen an den Schrauben die man lösen musste um das Gehäuse zu öffnen.

Bodendeckel des Sanyo

Fehlerbild, Fehlersuche und Reparatur :

Ich hab das Gerät dann erstmal in die Werkstatt mit rauf genommen und angesteckt. Dabei musste ich feststellen, dass es nicht kontinuierlich leise spielt sondern sehr wohl auf das Lautstärkenpoti reagiert. Somit war die Hoffnung auf ein einfache Problemlösung erstmal dahin. Zuerst hab ich das Gehäuse geöffnet und die Platine im Charm der 80er erstmal demontiert, aufpassen musste ich dabei auf den „Seilzug“ für die Frequenzanzeige, denn wenn der Zwirn reist wird es richtig problematisch.

Als nächster Schritt wurde das Lautstärkenpotentiometer überprüft, was sich dann natürlich als gut herausstellte. Gesamtwiderstand waren 10kOhm und auch der Abgriff vom Schleifer war über die ganze Distanz in Ordnung. Versuchte dann im Internet einen Schaltplan des Schätzchens zu finden, doch der wäre nur durch den Einwurf echter Euronen über eine zweifelhafte Seite zu bekommen. Sein wir mal ehrlich, um die kleinen schwarzen Käfer ist nicht viel Peripheriebeschaltung drum herum und die Platine ist wie damals üblich einlagig, also sollte es über die IC Nummern doch möglich sein dem kleinen Asiaten seine Geheimnisse zu entlocken, glaubte ich jedenfalls 😉 . Bei der Suche nach den Bauteilen BA4236L, BA4403 und BA5404 stieß ich schon auf Datenblätter, jedoch waren die zu 98% mit fernöstlichen Schriftzeichen gefüllt und so etwas wie ein Beschaltungsvorschlag war dafür auch nicht zu finden. Nach längerem stöbern in der allwissenden Müllhalde fand ich ein Prinzipschaltbild der Audioendstufe. Wenn man eine Pinbelegung von so einem IC hat tut man sich doch gleich wesentlich leichter. Die Betriebsspannung war mit knapp 15 Volt i.O. wenn auch nicht 100%ig stabil. Am Ausgang des IC´s in Richtung des Lautsprechers war noch ein 20µF Koppelkondensator der meinen Verdacht auf sich zog und nach dessen Tausch hatte der kleine Sanyo auch seine volle Stimmgewalt wieder (sofern man das mit den paar Watt so nennen kann). Musste gleich mal den Sender auf Ö3 umstellen da ich kein Freund des ländlichen Gedudels bin. Bin mir bei der Musikform nicht ganz sicher ob das Gerät noch an anderer Stelle defekt ist oder ob sich das so anhören muss 😉 . Präventiv habe ich dann noch die restlichen Elkos getauscht, zwei davon waren definitiv am auslaufen. Am Ende der Reparatur übergab ich das Küchenradio funktionsfähig bevor ich meinen Urlaub angetreten habe. Hoffe die Besitzer haben noch lange Freude damit und falls es noch ein Problem gibt darf er selbstverständlich wieder auf der Werkbank Platz nehmen.

Am Ende bleibt nur noch ein Kondensatorfriedhof

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